So wirkt sich die Pandemie auf die Fitness aus
Die Corona-Pandemie hat unterschiedliche Effekte auf die Fitness ein Drittel der Menschen berichtet von schlechterer Kondition
Während der eine auf dem vernetzten Trainings-Bike im heimischen Wohnzimmer Tour-de-France-Etappen nachradelte, wurde die andere ohne Kurse im Fitnessstudio zum Couch-Potatoe: die Lockdowns während der Pandemie wirkten sich unterschiedlich auf die Fitness der Menschen aus. Bei einem Drittel der Deutschen hat die allgemeine Fitness unter den Ausnahmebedingungen gelitten.
15 Prozent haben während Corona mit Sport begonnen
Wie die Ergebnisse des Statista Global Consumer Surveys zeigen, hat sich bei etwa 32 Prozent der Befragten die körperliche Kondition verschlechtert. Vor allem Mannschaftssportler und regelmäßige Fitnessstudio-Besucher waren von den Schließungen betroffen, aber auch solche, die vorher therapeutische Kurse absolviert haben.
Auf der anderen Seite haben rund 15 Prozent der Befragten während Corona damit begonnen, aktiv an ihrer Fitness zu arbeiten. Das gilt aber vor allem für die Menschen, die vorher nur wenig oder gar kein Sport getrieben haben. Mit 43 Prozent schätzt der Großteil der Umfrageteilnehmer, dass sich ihre allgemeine Fitness während der Pandemie nicht verändert hat. Viele von ihnen sind auf Joggen und andere Individualsportarten ausgewichen.
Weniger intensives Training
Auch eine Studie von Sportwissenschaftlern der Universität Gießen zeigt, dass während der Pandemie leichte Bewegungsaktivitäten und Ausdauersport im Freien wie Joggen oder Radfahren zugenommen haben. Rund ein Viertel der Deutschen ist der Studie zufolge während der Pandemie verstärkt im Freien aktiv gewesen. Im ersten Lockdown zeigte sich ein ähnliches Bild auch bei Kindern und Jugendlichen. Nach Angaben einer Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) haben Kinder im ersten Lockdown durchschnittlich knapp 24 Minuten mit „unorganisiertem“ Sport wie Kicken, Basketball- oder Federballspielen verbracht. Vor der Pandemie waren es nur sieben Minuten. Allerdings erreichte diese „unorganisierte“ Bewegung nicht dieselbe Intensität wie Training im Verein.
Bewegungsverhalten in der Kindheit ist prägend für das spätere Leben
Im zweiten Lockdown bewegten sich Kinder und Jugendliche nach Angaben des KIT deutlich weniger. Parallel dazu stieg der Medienkonsum erheblich: Im Mittel saßen die 4- bis 17-Jährigen 222 Minuten am Tag vor Bildschirmen, 28 Minuten länger als im ersten Lockdown. Ein Bewegungsdefizit in dieser prägenden Entwicklungsphase kann gravierende Folgen haben: So würden nach Angaben der Forscher Kinder mit höherem Körpergewicht und schlechterer Motorik beim Spielen mit Gleichaltrigen oft den Kürzeren ziehen und so in eine Vermeidungshaltung gehen. Das Bewegungsverhalten in Kindheit und Jugend präge dann oft das gesamte spätere Leben.
Droht „körperliche Inaktivitätspandemie”?
Wichtig ist den Experten zufolge, den möglicherweise während der Pandemie entstandenen Verlust an Koordination, Kraft und Ausdauer wieder aufzuholen – durch gezielte Förderangebote an den Schulen. Ansonsten drohe aus der Covid-19-Pandemie eine körperliche Inaktivitätspandemie zu werden, brachte einer der Forscher die möglichen Langzeitfolgen des Bewegungsmangels auf den Punkt.
Der im September 2021 veröffentlichte „Freizeit-Monitor", eine Umfrage der Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, scheint dieses Risiko zu untermauern: Die Bundesbürger verbringen demnach ihre Freizeit am liebsten im Internet – es hat als Leitmedium das Fersehen abgelöst. Spazierengehen ist zwar die beliebteste Aktivität außer Haus, rangiert aber abgeschlagen auf Platz 17 im Ranking der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Die meisten Freizeitaktivitäten seien mittlerweile Freizeitpassivitäten, resümieren die Studienautoren.