Auf den Bürohund gekommen

Hunde haben viele positive Effekte auf Menschen

von Dr. Dieter Breithecker
Foto: bernardbodo/AdobeStock

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Ein Hund im Büro? Gar keine schlechte Idee! Ein Bürohund senkt das Stresslevel bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, motiviert sie und bringt sie auch noch in Bewegung. Und ein gesünderes, zufriedeneres und loyaleres Team ist ein Gewinn für jedes Unternehmen. Der Hund kann ein toller Bewegungsverführer oder besser Bewegungsmotivator sein. Das ist wohl kaum überraschend.

Aber wirkt sich der Besitz eines Hundes tatsächlich auch auf die Gesundheit seines Frauchens oder Herrchens aus? Mit einem klaren „Ja” beantworten Wissenschaftler der Universtität Uppsala in Schweden diese Frage. Sie haben sich in einer Studie mit dem Bewegungsverhalten von Hundebesitzern beschäftigt. Auf der Basis umfangreicher Daten konnten die Wissenschaftler die gesundheitlichen Effekte durch den Besitz eines Hundes in Bezug zur Häufigkeit und Dauer von Krankenhausaufenthalten und zur Sterblichkeit seines Besitzers setzen. So haben Hundebesitzer insgesamt ein um ein Drittel niedrigeres Sterberisiko und sie werden seltener wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Krankenhaus behandelt.

Immer mehr Arbeitgeber erlauben Bürohunde

Interessant ist auch die Abhängigkeit von der Hunderasse: Jagdhunde wie Terrier, Retriever oder Laufhunde haben bessere gesundheitliche Effekte auf ihre Halter als dies bei anderen Rassen der Fall ist. Aber welche Hunderasse auch immer: der Hund will bewegt werden und wird dies irgendwann Frauchen oder Herrchen auch unmissverständlich kundtun. Ob man nun will oder nicht – man muss raus und sich an der frischen Luft bewegen.

Während es bis vor nicht allzu langer Zeit für die meisten Arbeitnehmer nicht möglich war, ihren Hund mit ins Büro zu nehmen, wird dies in der modernen Arbeitswelt mehr und mehr akzeptiert. Auch in dieser Hinsicht erweisen sich die US-amerikanischen Internetkonzerne als Trendsetter: In der Zentrale von Amazon in Seattle beispielsweise sollen sich rund 6.000 Hunde unter den Tischen tummeln.

Dass der Bürohund immer mehr in der neuen Arbeitswelt anzukommen scheint, darauf weist auch eine Ausbildung hin, die der Bundesverband Bürohund e. V. vor kurzem aufgelegt hat: In einem dreitägigen Seminar können sich Interessierte zum „zertifizierten Integrationsexperten bei der Zulassung von Bürohunden in Unternehmen” ausbilden lassen. Das Seminar vermittelt konkrete Strategien, wie die Zulassung von Hunden im Unternehmen gut funktioniert, welche Umgebungsbedingungen dafür förderlich sind und wie mit menschlichen Reaktionen darauf und mit Veränderungen generell umgegangen werden kann.

Argumente pro Bürohund

Tatsächlich gibt es gute Gründe für einen Hund im Büro – für Unternehmen ebenso wie für Mitarbeiter. Bürohunde lassen sich sehr einfach in einem Unternehmen einführen und lösen praktisch sofort positive Effekte aus:

  • Hervorragende Wirkung von Hunden im Büro: Umfragen des Bundesverbands Bürohund e. V. zufolge erleben über 90 Prozent der Mitarbeitenden durch Bürohunde eine Verbesserung des Arbeitsklimas und eine bessere persönliche Work-Life-Balance.
  • Waffe gegen Stress am Arbeitsplatz: Der Stresspegel sinkt mit einem – natürlich gut erzogenen – Bürohund, langfristig verringert sich auch da Burnout-Risiko für Mitarbeiter*innen.
  • Geringerer Krankenstand: Mehr Bewegung, weniger Stress und besseres Arbeitsklima sorgen für motiviertere und gesündere Mitarbeitende.
  • Höhere Loyalität zum Arbeitgeber durch Bürohunde: Die Bereitschaft, über einen Arbeitgeberwechsel nachzudenken, liegt bei Mitarbeitenden in Unternehmen mit Bürohund um 57 Prozent niedriger.
    Der Bürohund als Benefit bei der Suche nach neuen Talenten: Immer mehr Unternehmen weisen in Stellenanzeigen auf die Möglichkeit hin, einen Bürohund ins Unternehmen mitbringen zu dürfen – und erhalten nicht nur mehr Aufmerksamkeit, sondern erscheinen Bewerber*innen auch sympathischer.
  • Der Bürohund als „Coach“ bei der Teambildung: Er bringt Miterbeiter*innen aus unterschiedlichen Abteilungen zusammen, auch neue Kolleginnen und Kollegen finden schneller in die Stammbelegschaft.
  • Der Bürohund als Sympathieträger nach außen: Gerade auf Social-Media-Plattformen erzeugen Posts mit dem Bürohund mehr Aufmerksamkeit und Emotionen, werden öfter geteilt und kommentiert und sorgen so für mehr Reichweite.

Übrigens: Unternehmen, die noch keine Bürohund-Regelung haben, sollten vielleicht darüber nachdenken:  85 Prozent der Mitarbeitenden würden sich über einen wohlerzogenen Bürohund in ihrem Arbeitsumfeld freuen, 49 Prozent würden dafür sogar auf eine Gehaltserhöhung verzichten.

Hunde tun der Seele gut und machen stressresistent

Tiere fördern auch das emotionale und seelische Wohlbefinden des Menschen. Wenn wir ein Tier streicheln, tut das unserer Seele gut. Hunde wollen in den allermeisten Fällen nur lieben und geliebt werden. Studien haben ergeben, dass schon zehn Minuten Kontakt mit Hunden das Oxytocin-Level erhöhen kann. Oxytocin ist ein Hormon, das soziale Bindungen stärkt und Gefühle der Geborgenheit hervorruft. Es reduziert außerdem Stress und hebt die Stimmung. In der Wissenschaft spricht man vom „pet effect”.

Und dieser Effekt, der auch medizinisch mit anderen Tieren, etwa beim therapeutischen Reiten oder in der Psychotherapie genutzt wird, hat für Hundebesitzer sogar eine dauerhafte Wirkung: Einer Untersuchung der Harvard Medical School zufolge lässt sich das Herz-Kreislaufsystem von Hundesbesitzern generell weniger stark von Ausnahmesituationen „beeindrucken”. Blutdruck und Herzschlag beschleunigen unter Stress weniger stark und beruhigen sich danach auch schneller wieder als bei Nicht-Hundebesitzern. Unsere Vierbeiner sind also nachhaltige und gesunde Beruhigungsmittel.

Kontakt mit Hunden hellt Stimmung auf

Es gibt viele Studien, die nahelegen, dass Hunde eine positive Wirkung auf die Stimmung von Menschen haben. Forscher der University of British Columbia untersuchten den Effekt von Therapiehunden auf Studierende. In den USA gibt es an immer mehr Universitäten Programme, die gestresste Studierende mit den Tieren zusammenbringen. An der Miami University können die Teilnehmer dieser Therapiestunden im Beisein der Trainerin mit den Hunden spielen, sie streicheln und mit ihnen reden. Studierende, die Kontakt zu den Hunden haben, berichteten, dass sie sich akzeptiert, geliebt und aufgemuntert fühlen durch die bedingungslose Zuneigung und Wärme der Tiere.

Fazit: Der Hund kann präventiv gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine frühe Sterblichkeit wirken. Daneben haben Bürohunde viele weitere positive Effekte auf Beschäftigte. Sie erhöhen die Zufriedenheit, verbessern die Work-Life-Balance und tragen zu einem besseren Arbeitsklima bei.

Übrigens: Die positiven Effekte der Kollegen mit vier Pfoten feiert jedes Jahr der Internationale Bürohundtag. Er wurde 1999 als „Take Your Dog To Work Day“ in den USA etabliert und existiert als „Nimm-Deinen-Hund-mit-zur-Arbeit-Tag“ seit 2016 auch in Deutschland. Der Bürohundtag ist immer der Freitag nach dem dritten Sonntag im Juni, weil sein Datum ursprünglich an den amerikanischen Vatertag gekoppelt war, der an jenem Sonntag stattfindet.

Dieser Artikel wurde zuletzt am 20.06.2024 aktualisiert (Erstveröffentlichung: 06.10.2021).

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Zum Autor: Dr. Dieter Breithecker

Dr. Dieter BreitheckerDr. Dieter Breithecker ist promovierter Sportwissenschaftler und Projektleiter für „Das bewegende Büro“. Primäres Anliegen ist es, die menschlichen Lebensräume bewegungsfreundlicher zu gestalten, um damit positive Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit zu erzielen. Breithecker ist zudem Autor und Mitautor zahlreicher Veröffentlichungen und national wie international als Referent tätig.

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