Mit dem Rennrad auf Tour: Das kleine Glück im Fahrtwind
Bewegungsverführer im Alltag: Radurlaub daheim eine persönliche Tour-Schilderung
Mit dem Rennrad auf Tour: Immer mehr Menschen entdecken das Rennradfahren als Hobby für sich. Bild: Rattanasak/AdobeStock
Sonne auf der Haut, Wind um die Nase und eine langsam vorbeziehende Landschaft: Radelt man durch die Natur, stellt sich schon nach kurzer Zeit ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit, Sorglosigkeit, Freiheit – ja sogar Glück – ein. Auf einer Radreise potenziert sich dieses Phänomen, selbst wenn diese wegen Corona episodenhaft von zuhause aus stattfindet.
Von der „Bewegungsverführung“ zur Leidenschaft
Kindliche Vorfreude beschleicht mich, wenn ich an einem sonnigen Werktag aufwache, „Urlaub“ mein erster Gedanke ist und ich keinen anderen Auftrag als Rennradfahren habe. So ein Tag beginnt natürlich mit einem kräftigen Frühstück. Dabei falte ich meine klassische Landkarte auf, um mir die heutige Tour grob zu überlegen. Angesichts von Fahrrad-Navis und Apps vollkommen überflüssig – aber für mich ein liebgewonnenes Ritual. Auch das Rennradfahren hat sich zu einem solchen entwickelt: Es ist für mich so selbstverständlich geworden wie Essen und Schlafen.
Das war aber nicht immer so. Am Anfang stand im Jahr 2000 eine „Bewegungsverführung“ in Form einer Traditionsveranstaltung in meiner Heimatstadt Regensburg: dem Arber-Radmarathon. Auf den namensgebenden Arber-Gipfel führt jedoch nur die längste Tour. Die anderen Strecken des Marathons sind kürzer und leichter – eine ideale Gelegenheit, um in die Radsport-Welt hineinzuschnuppern. So nahm ich damals mit dem Trekkingrad eine der kleineren Runden in Angriff. Mein Fazit nach dem Finish: „Nächstes Jahr, nächstgrößere Tour – ein Rennrad muss her!“ So wurde aus der Bewegungsverführung Leidenschaft.
Nun befinde mich in der Mitte meines Radurlaubs, die Königsetappe steht an! Sie führt mich von Regensburg aus in den Bayerischen Wald, der unweit meiner Heimatstadt beginnt. Aber für eine Rennradfahrerin ist ja oft der (Um-)Weg das Ziel. Anfangs geht es flach und schnell den Donauradweg entlang nach Wiesent, wo nach 25 Kilometern der erste Anstieg beginnt. Gefühlt hält dieser bis zum Luftkurort Falkenstein an, wo mich die spektakulär auf einem Felsen thronende Burg Falkenstein jedes Mal aufs Neue begeistert. Nun geht es wellig dahin, tendenziell jedoch bergab, über Wiesenfelden Richtung Rattiszell. Und schon befinde ich mich im Bayerischen Wald – gar nicht weit weg von zuhause, aber doch in ganz anderer Landschaft, geprägt von endlosen Wäldern, sanften Kuppen und – durchaus – mächtigen Bergrücken.
Der Berg ruft
In Elisabethszell, einem schmucken 700-Seelen-Ort, der durch den „singenden Wirt“ im Hotel Mariandl überregionale Bekanntheit erlangt hat, beginnt für mich der härteste Teil meiner Tour: Hinauf nach Maibrunn, kurz und steil wieder hinab nach Grün, um dann von dort aus die letzten Höhenmeter nach St. Englmar in Angriff zu nehmen. Der Anstieg beginnt mit einer steilen Rampe, was mir nicht so besonders liegt. Er flacht allerdings nach einem knappen Kilometer etwas ab. Jetzt bin ich in meinem Element. Ich schraube mich in gleichmäßiger, zyklischer Bewegung langsam bergauf und schalte dabei völlig ab. Jeder Kilometer muss buchstäblich erfahren werden.
Erst als ich die Maibrunner Höhe erreicht habe und kurz den phantastischen Ausblick genieße, verspüre ich Hunger und den Wunsch nach einer Pause. Rennradfahren und Genuss gehen für mich perfekt zusammen – ich habe mir selbstverständlich auch für den Einkehrschwung etwas ausgedacht: das Gasthaus Sonnenhügel in St. Englmar! Von ihm trennen mich nur noch wenige Kilometer. Mein Timing ist nahezu perfekt: Um 11.50 Uhr lehne ich das Rad an einen Baum vor der kleinen Pension. Die Küche legt um 12 Uhr los – ich bin der erste Gast und darf schon mal auf der wunderbaren Sonnenterrasse das Panorama in mich aufnehmen. Die Küche ist bodenständig, regional und ausgezeichnet.
Das unbezahlbar gute Gefühl danach
Crêpes-gestärkt entscheide ich mich zu meiner eigenen Überraschung dafür, mich nicht sofort in die berauschend lange Abfahrt in Richtung Straubing zu stürzen, sondern biege in Grün nochmal in den Anstieg auf die Maibrunner Höhe ein. Von dieser Seite aus wahrlich kein Vergnügen. Aber die kurze Plackerei geht vorüber – die Abfahrt, dich ich jetzt vor mir habe, ist Genuss pur und nimmt schier kein Ende. Die rund 30 Kilometer bis in die Gäubodenmetropole absolviere ich wie im Flug.
Hier gönne ich mir auf dem Stadtplatz noch einen Cappuccino, um mich dann auf den Heimweg zu machen. Dieser wäre auch komplett flach möglich, aber die Beine sind gut und der Geist willig. So radle ich noch einmal ein kleines Stück „bergwärts“, um dann auf die 45-Kilometer-Direttissima nach Regensburg abzubiegen.
Ich falle auf meinen Liegestuhl, der Körper pocht angenehm, die Landschaft zieht noch einmal am inneren Auge vorbei, ich fühle mich erschöpft und aufgeladen zugleich. Die Uhr bilanziert 160 Kilometer und 2.350 Höhenmeter. Passt. Rennradfahren ist der schönste Sport der Welt!
Bewegungsvorlieben auf die Spur kommen
Natürlich ist meine Beschreibung sehr subjektiv, aber tatsächlich erlebe ich das Rennrad immer wieder als Wundermaschine, die mich mehr oder weniger überall hinbringen kann. Sie ermöglicht Alltagsfluchten und kleine Abenteuer. Rennradfahren ist langsam genug, um die Sinneseindrücke aus der Natur aufzusaugen – vom würzigen Duft frischen Heus bis zum Gärgeruch am Boden liegender Äpfel. Ich kann bei längeren, einsamen Touren beinahe in Trance geraten, aber auch in einer Gruppe beim Windschattenfahren dem Geschwindigkeitsrausch frönen.
Das Rennrad ist meine Leidenschaft – und sehr gerne möchte ich auch andere dafür begeistern. Aber mein Schwärmen soll vor allem beispielhaft dafür stehen, was sich aus einer anfänglichen Faszination entwickeln kann. Es muss also nicht das Rennrad sein. Eine Alternative für Menschen, die die aufgrund von Rückenproblemen oder Problemen mit dem Fahrradsattel nicht mehr Rad fahren wollen, kann beispielsweise der Streetstepper unseres gleichnamigen mendo:movo-Partners sein. Aber natürlich gibt es noch so viel mehr. Deshalb mein Appell: Entdecken Sie Ihren Bewegungsverführer! Das kann der Beginn eines bewegteren Lebens sein.