Gesundheit im Betrieb mit BGM
Eine Aufgabe des Managements
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich unsere Lebens- und Arbeitswelt grundlegend gewandelt. Der demographische Wandel ist auch in den Belegschaften der Unternehmen angekommen. Nicht zuletzt durch die Erhöhung des Renteneintrittsalters steigt der Altersdurchschnitt der Arbeitnehmer*innen kontinuierlich an. Auch der Fachkräftemangel führt dazu, dass ältere Beschäftigte eine zentrale und bedeutende Rolle im Unternehmen spielen, da diese ein großes Maß an Wissen, Erfahrung, Netzwerk und Zuverlässigkeit besitzen.
Gesundheitsgerechtes Arbeiten
Da aber die körperliche Leistungsfähigkeit und Gesundheit von älteren Mitarbeiter*innen naturgemäß tendenziell eher abnimmt, ist es wichtig, die Arbeitsbedingungen entsprechend altersgerecht und gesundheitsförderlich zu gestalten.
Aber Faktoren wie Bewegungsmangel durch hohe Sitzzeiten, ungesunde Ernährung, gestiegener Wettbewerbsdruck und allgemein auch höhere psychische Belastungen wirken sich auch negativ auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von jüngeren Mitarbeitenden aus.
In der Folge nehmen chronische (körperliche und psychische) Erkrankungen zu und es kommt zu hohen Krankenständen, zu einer verringerten Leistungsfähigkeit und -bereitschaft (Motivation) der Angestellten und damit zu einer verringerten Produktivität und wirtschaftlichen Einbußen für das Unternehmen.
Daher ist es wichtig, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass sie die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten nicht nur erhalten, sondern diese im Optimalfall sogar verbessern. Um diesen Prozess möglichst strukturiert, effektiv und nachhaltig zu organisieren, bedarf es einer gezielten und auf höchster Ebene gewollten Steuerung der Gesundheit im Betrieb: das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM).
Gewollt und gefördert?
„Echtes“ BGM ist also eine Management-Aufgabe die auf höchster Ebene gewollt und gefördert sein muss. Grundsätzlich steht ein umfassendes BGM auf den vier Säulen „Arbeitsschutz“, „Arbeitsmedizin“, „Berufliche Wiedereingliederung (BEM)“ und „betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)“.
Um alle Prozesse im Unternehmen aus gesundheitlicher Sicht zu optimieren, sind verschiedene Akteure nötig, die die unterschiedlichen Sichtweisen und Expertisen in den BGM-Prozess einbringen. Daher steht am Anfang jedes BGM die Gründung eines Lenkungskreises, der sich aus den verschiedenen Akteuren zusammensetzt.
Auf der Grundlage einer umfassenden Bedarfsanalyse (z. B. durch Befragungen, Explorations-Workshops oder Arbeitsplatzbegehungen) entwickelt dieser Lenkungskreis dann Maßnahmen und Angebote für die Mitarbeiter*innen, sorgt für deren Umsetzung, überprüft Akzeptanz und Effektivität und nimmt bei Bedarf Anpassungen vor. So entwickelt sich das BGM im Sinne des PDCA-Zyklus kontinuierlich und strukturiert weiter und sorgt für zunehmend gesündere, aber auch motiviertere Arbeitnehmer*innen, die sich mit dem Unternehmen identifizieren und einen großen Teil zum Unternehmenserfolg beitragen.
BGM im Zeitalter der Digitalisierung
Unter dem Begriff „Digitales BGM“ sind nicht zuletzt seit dem Beginn der Corona-Pandemie unzählige Angebote entstanden, die aber in der Regel nicht über das Angebot von digitalen, analogen oder hybriden BGF-Angeboten (z. B. online Trainingskurse, Vorträge, o. ä.) hinaus gehen. Für die Entwicklung und erfolgreiche Implementierung eines strukturierten und ganzheitlichen BGM bedarf es aber mehr als das reine Angebot eines digitalen Rückenkurs oder eines Online-Vortrags zum Thema Ernährung.
Eine Softwarelösung für digitales BGM sollte daher den jeweiligen Akteuren aus den vier Bereichen Arbeitsschutz, Arbeitsmedizin, Gesundheitsförderung und Wiedereingliederung Raum bieten und sie bei ihren Aufgaben gezielt unterstützen, anleiten und entlasten. Gleichzeitig sollte eine Möglichkeit zur Vernetzung und Zusammenarbeit bestehen, um die Kommunikation zu optimieren und Synergieeffekte zu nutzen.
Analysieren, Kommunizieren, Auswerten und Anpassen
Um gezielte und effektive Maßnahmen zur Gesundheitsförderung entwickeln und anbieten zu können, setzt ein strukturiertes BGM zunächst die Durchführung einer Analyse bzw. Bedarfserhebung voraus. Hierfür sind Befragungen häufig das Mittel der Wahl. Ein digitales BGM sollte daher in der Lage sein, wissenschaftlich fundierte Befragungen online und möglichst benutzerfreundlich durchzuführen, diese auszuwerten und als Grundlage für die Entwicklung von BGF-Angeboten zu nutzen.
Im nächsten Schritt müssen die entwickelten BGF-Angebote und Maßnahmen dort ankommen, wo sie benötigt werden. Hierfür sind eine gute Präsentation und Kommunikation mit der Zielgruppe entscheidend. So sollten die Angebote möglichst ansprechend und leicht zugänglich dargestellt werden. Es bietet sich beispielsweise die Integration ins firmeneigene Intranet oder ein Zugang per Smartphone-App an.
Im letzten Schritt ist eine Auswertung der durchgeführten Angebote und Aktionen notwendig. Hier sind vor allem Feedback-Fragebögen, ein sinnvolles Instrument um die Zufriedenheit und Wünsche der Teilnehmer*innen zu erfassen.
BGM-Akteure vernetzen
Um die Gesundheitsförderung aber vollständig in die Unternehmenskultur zu implementieren und mit allen relevanten Prozessen abzustimmen, bedarf es der Vernetzung aller für die Gesundheit und Sicherheit der Angestellten verantwortlichen Akteure im Betrieb. So sollten nicht nur die BGM-Koordinator*innen, Arbeitssicherheit und die Arbeitsmedizin in die digitale Steuerung eines ganzheitlichen BGMs eingebunden sein, sondern auch das Personalmanagement sowie die Geschäftsführung selbst.