Smartphone-Blick belastet die Halswirbelsäule
Wer ständig seinen Kopf nach vorne neigt, riskiert einen „Smartphone-Nacken“.
Verneigen Sie sich auch regelmäßig vor Ihrem Smartphone oder Handy? Nicht weiter schlimm, dem Alltagsbegleiter Zuneigung zu zeigen. Nur sollte das nicht andauernd und lange geschehen, denn ein Organ leidet, wenn der Kopf ständig nach vorn geneigt wird: die Halswirbelsäule.
Durchschnittlich zwei bis vier Stunden beschäftigen wir uns täglich mit unseren Smartphones und anderen mobilen Geräten. Auf ein Jahr gerechnet kommen wir so auf 700 bis 1400 Stunden, die wir in einer belastenden Haltung für die Halswirbelsäule verbringen. Je weiter wir den Kopf dabei nach vorn neigen, desto schwerer hat der Nacken zu tragen. Das zeigt eine Studie des amerikanischen Wirbelsäulenchirurgen Kenneth K. Hansraj. Demnach wiegt der Kopf eines erwachsenen Menschen in aufrechter Position 4,5 bis 5,4 Kilogramm. Ist er um 15 Grad nach vorne geneigt, hat das Genick bereits mehr als 12 Kilogramm zu tragen. In einer 60-Grad-Neigung liegt das Kinn fast auf der Brust und die Belastung für den Nacken ist mit 27 Kilogramm fünf- bis sechsmal so hoch wie in neutraler Haltung.
Überlastung führt zu Verspannungen
Der Grund der deutlichen Belastungszunahme je weiter der Kopf und damit die Halswirbelsäule nach vorne geneigt wird, liegt in der Spannungszunahme der bindegewebigen Strukturen der hinteren Halswirbelsäule – insbesondere Bänder und Kapseln – und dem Anstieg der Muskelspannung der hinteren Hals- und Nackenmuskulatur. Das diese Strukturen, wie auch die knöcherne Halswirbelsäule mit ihren kleinen Wirbelbogengelenken, leicht und bei sehr häufiger Smartphonenutzung chronisch überlastet werden können, liegt auf der Hand.
Die Symptome solcher Überlastungen können sich lokal als Verspannungen bemerkbar machen, aber auch deutlich weitreichender sein. So können beispielsweise auch Kopfschmerzen, Augenbeschwerden, Sehstörungen, kurzzeitiges Augenzittern, Gleichgewichtsstörungen, ein Engegefühl im Hals und Schluckbeschwerden Symptome einer überlasteten Halswirbelsäule sein.
Halswirbelsäule verfügt über viele kleine Muskeln
Es ist dabei wichtig zu verstehen, dass insbesondere die obere Halswirbelsäule mit den Kopfgelenken die Verbindung zwischen Körper und Kopf herstellt. Dieser Bereich verfügt über zahlreiche kleine Muskeln mit einer sehr hohen Dichte an Bewegungs- und Spannungsmeldeorganen. Dadurch ist es uns möglich, die Lage unseres Körpers im Raum im Verhältnis zum Kopf jederzeit blind bestimmen zu können. Denn die eigentlichen Gleichgewichts- und Raumlageorgane liegen im Kopf, nicht im restlichen Körper.
Störungen der sehr sensiblen Kopfgelenke, beispielsweise durch Überlastungen aus einer häufig wiederkehrenden, schlechten Haltung können also auf Dauer weitreichende gesundheitliche Folgen haben. Der Smartphone-Nacken reiht sich damit als eines der jüngeren Phänomene in die lange Liste von Rückenbeschwerden ein.