Stehen am Schreibtisch doch nicht so gesund?
Neue Studie zeigt Risiken am Arbeitsplatz
Die meisten Menschen sitzen zu viel, und zu viel Sitzen ist ungesund. Deshalb haben in den vergangenen Jahren viele Unternehmen Büroarbeitsplätze mit Stehpulten und höhenverstellbaren Schreibtischen ausgestattet. Doch auch die zeitweise Arbeit im Stehen ist nicht ohne Risiko – zu diesem Ergebnis kamen australische Forscher.
In ihrer im International Journal of Epidemiology veröffentlichten Studie haben sie die Effekte von Sitz- und Stehzeiten auf schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und orthostatische, also lageabhängige Kreislauferkrankungen unter die Lupe genommen. Dafür hatte das Team des Charles Perkins Centre an der Medizinischen Fakultät der Universität Sydney Bewegungsdaten von über 83.000 britischen Erwachsenen analysiert.
Stehen ist ungesund, aber Sitzen noch mehr
Das Ergebnis: Sowohl langes Sitzen als auch langes Stehen erhöhen das Risiko für orthostatische Kreislauferkrankungen. Dabei war langes Stehen mit einer Dauer von mehr als zwei Stunden täglich definiert, langes Sitzen mit mehr als zehn Stunden pro Tag. Über zehn Stunden im Sitzen schaffen viele Menschen, die sitzende Tätigkeiten ausüben und sich auch in ihrer Freizeit wenig bewegen.
Wenig überraschend kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die schädlichen Effekte sich vorwiegend aus zu langem Sitzen ergeben. Dies auch deshalb, da es zusätzlich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronarer Herzkrankheit, Schlaganfall und Herzinsuffizienz deutlich erhöhte.
Zu langes Stehen sorgte „nur“ für ein höheres Risiko für Venenthrombosen und Krampfadern. Das Risiko dafür stieg jedoch um 11 % für jede halbe Stunde über zweistündiges Stehen hinaus. Und: Stehen allein senkt auch nicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Mehr bewegen hilft
Damit untermauert die Studie, was in der Arbeitsplatzergonomie schon lange bekannt ist: Ein inaktiver Lebensstil ist grundsätzlich schädlich und die Hauptursache von gesundheitlichen Problemen. Regelmäßige bewusste Bewegungspausen und Positionsveränderungen sind das beste Mittel, den Risiken durch zu langes Verharren im Sitzen oder eben auch Stehen zu begegnen.
Damit sind Steharbeitsplätze nach wie vor empfehlenswert, weil sie genauso wie Bürostühle, die ein aktiv dynamisches Sitzen ermöglichen, für mehr Bewegung im Alltag sorgen. Dazu müssen aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsalltag so organisieren, dass sie sich öfter an ihrem Arbeitsplatz und im Raum bewegen. Was Stehtische und höhenverstellbare Schreibtische tatsächlich bringen, erläutert Dr. Dieter Breithecker, Mitglied unseres wissenschaftlichen Beirats und Projektleiter für „Das bewegende Büro“ in einem Faktencheck.